Die Geschichte des Sportverein Mieming

(Michael Bstieler)

Eine Hand voll begeisterter Wintersportler hat am 22. Jänner 1933 den Mieminger Sportverein (SV) gegründet. Gründungsort war das Hotel Post, zum ersten Obmann der Lehrer Hans Hoppichler bestimmt. Ihm zur Seite standen Franz Offer (Stellvertreter), Unterlechner (Kassier, Vorname unbekannt) und Franz Schalber (Schriftführer). Die Aktivität des SV Mieming beschränkte sich damals noch auf die Suche nach geeigneten Schitouren und tollen Schiabfahrten. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurde die Tätigkeit des SV Mieming jäh unterbrochen. Während der Kriegsjahre gab es keine Aktivitäten des Vereins. Erst am 6. Mai 1948 wurde der Betrieb des SV Mieming durch den neuen Obmann Robert Holzknecht wieder aufgenommen. Der Verein zählte zu dieser Zeit 36 Mitglieder, alles begeisterte Schifahrer und Schifahrerinnen. Es dauerte aber bis 16. März 1952 bis das erste organisierte Schirennen im Stettl (heutiges Stöttl) stattfand.

 Schirennen bestimmten die ersten Jahre

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Schirennen am Lehnberg und später am Grünberg in Obsteig
(Foto: Sigfried Köll)

Aus dem „wilden“ Sportverein Mieming entwickelte sich immer mehr ein organisierter und strukturierter Verein, dessen administrative und sportliche Leitung in einer jährlichen Hauptversammlung gewählt wurde. Der Verein konnte in den folgenden Jahren zunehmend Mitglieder akquirieren. Der sportliche Höhepunkt in dieser Zeit war das Vereinsschirennen. Schigebiete mit Schilift gab es am Mieminger Plateau damals noch nicht, die Pisten mussten händisch bearbeitet werden. Als Torstangen dienten Stecken der Haselnuss, die im Sommer geerntet wurden. Die Rennzeiten wurden mit einer normalen Armbanduhr gestoppt und aus der Zeitdifferenz am Start und im Ziel errechnet. Die Streckenpräparierung war sehr aufwendig, rund eine Woche vor den Rennen begann Wilfried Gamsjäger und seine Helfer mit der Arbeit.

Durch die Lawinengefahr im Stöttlgebiet mussten immer wieder die Arbeiten unterbrochen oder das Rennen gar abgesagt werden. Deshalb entschloss man sich die Rennen künftig am Zirchbichl oder am Anger in Frohnhausen auszutragen. Gefahren wurde auf Grund der kurzen Streckenlänge nur ein Slalom. Erst als man auf den Lehnberg übersiedelte konnte, wurde der Vereinsmeister wieder im Riesenslalom ermittelt.

Am 10 Februar 1963 fand dann die erste alpine Kombination statt. Der Abfahrtslauf wurde auf dem „Viereckerten“, einem ausgeholzten Waldstück nordwestlich des Barwieser Wasserbassins ausgetragen. Der Kombi-Torlauf fand am Zirchbichl statt. Im gleichen Jahr startete auch das erste Frühjahrskriterium, eine Rennserie, die abwechselnd von den Sportvereinen Obsteig, Telfs, Pfaffenhofen, Oberhofen, Flaurling und Mieming veranstaltet wurde. Das Frühjahrskriterium hat damals nie vor dem ersten Mai stattfinden dürfen. Der Grund war, dass sich die Dorfmannschaften für dieses Vergleichsrennen ordentlich vorbereiten konnten. Gestartet wurde das erste Rennen auf einer Piste in der Grünsteinscharte. Teams mit je sechs Läufern aus jedem Ort gingen an den Start, wobei die besten fünf Zeiten in die Wertung genommen wurden. Der Nachteil des späten Termins war, dass im Mai die Pisten nur mit viel Aufwand renntauglich gemacht werden konnten. Trotzdem weichte die starke Sonneneinstrahlung die Piste auf, und es folgten einige wilde Stürze. So entschloss man sich den Renntermin auf Ende April vor zu verlegen. Jetzt konnte man auf den Schilift am Grünberg in Obsteig ausweichen. Die Mieminger Mannschaft hat einige Male das Frühjahrskriterium gewonnen, ehe wegen der Auflassung der Sektion Schi in den frühen achtziger Jahren Nassereith einsprang.

Ab 1965 wurden die Schisportler des SV Mieming zu den offenen Meisterschaften im Tiroler Oberinntal geschickt. Bei den Rennen in Jerzens, Köfels, Ötz oder am Wankkreuz in Obsteig konnten die Mieminger wieder einige Erfolge erzielen. Ab den Siebzigerjahren wurde dann das Schi-Racing-Team für Rennläufer im Telfer Großraum gegründet. Die Gegner waren jetzt schon Kaderläufer des Landesverbandes und FIS-Rennläufer. Wendelin Krabacher und Wilfried Gamsjäger kümmerten sich in Mieming weiterhin um die Nachwuchsarbeit. Die Jugendmannschaft nahm auch bei Bezirks- und Landesmeisterschaften teil.

Weitere Sportarten wurden aufgenommen

Die ehemals nur auf den Schisport beschränkten Aktivitäten wurden ständig um neue Sportarten erweitert. Im April 1955 fand das erste Fußballspiel gegen die Jugendmannschaft des Sportvereines Rietz statt. Die Fußballer hatten ihre erste Heimstätte am Sportplatz in Obermieming. Der Schotterplatz wurde von den Eigentümern zur Verfügung gestellt und in Eigenregie in den siebziger Jahren nivelliert und vermessen. Erst später wurde die Rasenfläche aufgetragen und beide Holztore aufgestellt.

Tennis - LL - Holzeisbühel

Langlaufrennen am 8.3.86 am Holzeisbühel
(Foto: Siegfried Köll)

In den siebziger Jahren gewann der Langlaufsport immer mehr Anhänger. Auch in Mieming fanden ab 1970 Dorf- und Vereinsrennen statt. Die Strecke ging von Obermieming über die 14 Nothelfer (Affenhausen) nach Untermieming und zurück nach Barwies. Die Loipen wurden mit einem Schidoo gezogen, der vom Hotel Schwarz um 30.000 Schilling (etwa € 2.200,-) angekauft wurde. Die Langlaufloipen wurden Großteils auf vorhandenen Wanderwegen geführt. Mitunter musste aber auch Material abgetragen oder vorhandene Senken aufgefüllt werden. Ein Tischler aus Wildermieming fertigte die Richtungstafeln und die Kilometerangaben aus Holz. In mühevoller Arbeit wurde die Strecke vermessen und mit Tafeln und farbigen Fähnchen an den Bäumen markiert.

Elisabeth Schieferer, Wendelin Krabacher, Wilfried und Heinz Gamsjäger waren die Initiatoren für den ersten Eislaufplatz in Mieming. Mit Hilfe des Fremdenverkehrsvereins wurde auf dem Sportplatz in Obermieming bei Minusgraden eine Eislaufbahn gespritzt. Die Feuerwehr stellte dafür ihre Feuerwehrschläuche zur Verfügung, das Wasser wurde in den kalten Winternächten aus dem angrenzenden Hydranten entnommen. Das Eis war ideal für die Bewerbe im Eisschnelllauf. Abseits der Rennen stand das Eis-Areal für den Publikumslauf zur Verfügung. Ein Plattenspieler und eine Lampe am Rande der Eisbahn sorgte für genügend Atmosphäre und galt am Abend als der Treffpunkt für die Jugendlichen am Mieminger Plateau.

Gerhard Hartmann im Lauf

ÖM Cross-Country mit Gerhard Hartmann (21.3.83)
(Foto: Sigfried Kröll)

Im Sommer standen Geländeläufe am Programm. Eine Gastgruppe aus Innsbruck nutzte die tolle Umgebung und die gute Organisation des Sportvereines für Trainings- und Wettkampfläufe. Höhepunkte waren die Tiroler Cross-Country Meisterschaft oberhalb der Moosalm und die österreichischen Meisterschaften, die am 21.März 1983 am „Paradeisl“ (Obermieming) gelaufen wurde. Start und Ziel war beim Kaffee Maurer. Legendär die Teilnahme des österreichischen Spitzenathleten Gerhard Hartmann. Er gewann die Meisterschaft obwohl er wegen der tiefen und schlammigen Strecke fast die Hälfte des Rennens mit nur einem Schuh laufen musste.

Auch die Tennis- und Tischtennisspieler organisierten sich zu eigenen Sektionen unter dem Dachverband SV Mieming. Die Aufgaben des Sportvereines verlagerten sich immer mehr zu administrative Arbeiten wie Finanzen, Mitgliederverwaltung, Sponsorensuche und ähnliches.

Gesellschaftliche Aktivitäten sorgten für Einkünfte

Die sportlichen Veranstaltungen wurden im Laufe der Zeit immer professioneller aber auch kostspieliger. Wurde früher alles in Eigenleistung in der Freizeit organisiert, musste immer mehr auf fremde Hilfe zurück gegriffen werden. An den Bau von eigenen Sportanlagen war gar nicht zu denken, dafür reichten die Mitgliedsbeiträge und Subventionen der Gemeinde nicht mehr aus.

SVM05So griff der Verein zur Selbsthilfe und versuchte mit Veranstaltungen Geld in die Kassa zu bekommen. Der erste Sportball fand am 17. Februar 1963 im Gasthof Löwen in Barwies statt. Heinz Gamsjäger und Gerhard Offer spielten auf, es wurde zünftig gespielt und getanzt. Am 1. Februar 1970 fand der erste Maskenball im Gemeindesaal statt. Eine Veranstaltung, die wegen der Maskenprämierung und der Aufführung der Gruppen viele Faschingsnarren aus der Umgebung anlockte. Allerdings mischten sich immer häufiger kritische Stimmen gegen die Wertung der heimischen Jury. Daher entschloss sich der Veranstalter auswärtige Juroren für die Auswahl der schönsten Masken einzusetzen. Im Sommer 1971 organisierte der Verein einen Volksmarsch, dessen Reingewinn dem Vereinsbudget zu Gute kam. Aber auch die einzelnen Sektionen organisierten Veranstaltungen. Preiswatten, Kinderolympiade und Grill- oder Dorffeste waren fixer Bestandteil jedes Vereinsjahres.

Ende der Sektionen – Neustart des Vereins SV Mieming

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25- und 40-Jahr-Feier des SV Mieming am 23. März 1974
(Foto: Sigfried Kröll)

Seit der Aufteilung in eigene Sektionen zu Beginn der siebziger Jahre wuchs aber immer mehr der Gedanke der Funktionäre in den Sektionen zu vollständiger Eigenständigkeit. Alleine die Einberufung der notwendigen und vorgeschriebenen Versammlungen wurde schwieriger. Die ungenaue Verteilung der Kompetenzen zwischen Vereinsobmann und den verschiedenen Sektionsleitern sorgte für immer mehr Konflikte. Zwar feierte der Verein am 23. März 1974 noch das 40-Jahr-Jubiläum, die Einzelinteressen wurden aber immer wichtiger. Die Fußballer haben sich 1976 als erster vom Hauptverein getrennt. Grund dafür war, dass sich der geplante Neubau der Sportanlage in Weidach und die dafür notwendige Finanzierung mit der Gebarung des Hauptvereines nicht mehr vereinen ließ. Logisch folgten dann auch die Langläufer, Tischtennis- und die Tennisspieler (1978) in die Eigenständigkeit und gründeten eigene Vereine. Am 19. März 1979 endete eine siebenjährige Diskussion über die Errichtung eines eigenen Fußball- und Tenniszentrum mit der ersten Bauverhandlung. Der Bau des Fußballplatzes begann ein Jahr später. Schließlich wurde 1985 der Sportverein Mieming als Gesamtsportverein ruhend gemeldet und 1997 von der Sektion Fußball als reiner Fußballverein übernommen. Die Schisektion löste sich wenig später auf.

Die Obmänner des SV Mieming:

22.1.1933 bis 38 Hans Hoppichler

6.5.1948 Robert Holzknecht

31.1.1958 Johann Thaler

17.3.1962 Alfred Seelos

14.1.1963 Robert Holzknecht

29.11.1963 Hermann Plattner

7.12.1969 Karl Krabichler

19.11.1970 Karl Miller-Aicholz

14.12.1972 Josef Merten

6.12.1975 Wendelin Krabacher

2.6.1977 Walter Gantioler

11.11.1978 Karl Neurauter

11.11.1979 Martin Kuprian

24.10.1982 bis 85 Herbert Strigl

1999 Jürgen Soraperra

2001 Reinhard Spielmann

seit 2006 Martin Krug

 

 

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